Ich, ausgerechnet ich....

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Da gehe ich doch heute durch den Sicherheitscheck am Flughafen von Lihue auf Kaua'i, zeige ordentlich meinen Reisepass samt Bordkarte vor und mache mir schon Gedanken darüber, gleich den Ehering abzulegen, bevor ich durch den Metalldetektor trete, die Schuhe auszuziehen, den Gürtel abzulegen, das Laptop auszupacken - einfach all die kleinen vergnügungssteuerpflichtigen Erlebnisse des preflight Entertainments durchzugehen. Da reicht mir die Sicherheitsbeamtin eine gelbe Karte samt meines Ausweises und bietet mir an, durch den vereinfachten Sicherheitscheck zu treten. Ich sei schließlich TSA prechecked….

Also, TSA steht für Transportation Security Administration und überwacht als amerikanische Behörde die Sicherheit im Transportwesen. So weit, so gut.

Nun hat man das Privileg als TSA-prechecked-Kandidat, zum Beispiel seine Schuhe nicht ausziehen zu müssen, den Gürtel anbehalten zu können, zu wählen, nicht durch den Körperscanner zu treten und eine kurze Schlange zu haben. So weit, immer noch so gut. Sogar prima.

Ich gehe also weiter mit meinem großen gelben Kärtchen und werde bei der Kontrolle höflich gebeten, die Karte abzugeben und durch den Detektor zu treten - wenn ich möchte. Meine Schuhe bleiben an - ich bin in dem Moment der Einzige, der nicht barfuss läuft, und gehe ohne einen Pieps oder ein Problem durch den Check. Ok, so war das früher auch. Ich bin schon alt genug, mich daran zu erinnern. Es gibt sie also auch für Flugreisende noch, die guten, alten Zeiten.

Nun kommen wir aber zu des Fußballjournalisten liebsten Begriff: Ausgerechnet! Ausgerechnet ich! Nach der Kontrolle schau ich auf meine Bordkarte. Und da steht doch tatsächlich oben links: TSA prechecked. Sehen wir für einen Moment mal davon ab, daß ich mich durchaus kontrovers auf eine Diskussion einlassen könnte über die Sinnhaftigkeit von so manch einer Sicherheitskontrolle. Oder der Tatsache, daß ich bei der Ausreise aus Kanada und der Einreise nach Kalifornien tatsächlich den Sicherheitscheck auf kanadischem Boden durchlebe und danach, noch in Kanada seiend, schon im Hoheitsgebiet der USA begrüßt werde. Oder dem charmanten Abgeben meiner Fingerabdrücke - aller zehn - und dem Scannen meines Auges (das letzte Mal gesehen bei Mission Impossibel im Kino zum Öffnen einer Hochsicherheitstür) - mentale Notiz an mich selbst: Handschuhe und gefärbte Kontaktlinsen kaufen. Lassen wir mal diese Punkte außer Acht….

Um in diesen Genuss der TSA zu kommen, welcher einhergeht mit der intensiven Prüfung deiner Person, daß du auch wirklich nichts böses im Schilde führst, um also in diesen Genuss zu kommen, muss man eigentlich wenigstens eine der unter anderem folgenden Kriterien erfüllen: US-Bürger sein (nicht wirklich), den amerikanischen Streitkräften, der Coastguard, der Reserve oder der Nationalgarde angehören (meine Zeit beim Bund zählt da, glaube ich, nicht), ein Mitglied des Verteidigungsministeriums sein (weiß nicht, ob die mich nehmen würden) oder zumindest mich als deutscher Staatsbürger einmal für das TSA-Programm beworben haben. Ich kann mich aber beim besten Willen nicht erinnern, die 100 $ überwiesen zu haben, geschweige denn ein intensives Bewerbungsgespräch mit einem sicher reizenden und humorvollen Mitarbeiter der amerikanischen Sicherheitskräfte geführt zu haben.

Was um alles in der Welt qualifiziert mich also dazu, einen TSA prechecked Stempel zu erhalten?! Ausgerechnet ich…. Ich habe kein Ahnung. Was vielleicht aber ein guter Einstieg in eben jene oben angedeutete Diskussion über die Sinnhaftigkeit so mancher Sicherheitsmaßnahme wäre…. "Quod erat demonstrandum" - was so viel heißt wie: "Was zu beweisen war" - für die Nicht-Mathematiker/Lateiner unter uns.

PS: Den Koffer von Sabine haben sie übrigens ohne unsere Anwesenheit geöffnet und ordentlich durchgewühlt.

PPS: Ich weiß ja nicht, ob ich nach diesem Text noch einmal den TSA prechecked Stempel erhalte….
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